Ein Mann fur alle Lagen - By Jennifer Crusie Page 0,2

jetzt. Er muss älter sein als du. Ungefähr fünfzehn Jahre.“

„Wieso?“ fragte Kate verständnislos.

„Weil du ganz offensichtlich nach einer Vaterfigur suchst.“

„Das stimmt nicht. Gib her.“ Kate nahm ihr den Zettel ab und strich die beiden Punkte wieder durch. „Zum Ersten muss er intelligent sein. Sehr intelligent.“

„Das ist gut“, stimmte Jessie lächelnd zu.

„Und zwar nicht nur im wissenschaftlichen Sinne. Er muss auch anspruchsvoll sein und Wert auf Qualität legen.“

„Ein Mann in Designerkleidung?“ Jessie verzog das Gesicht. „So sieht dein Traummann aus?“

„Und vornehm“, fuhr Kate fort. „Gute Manieren. Jemand, der sich in der Oper wohl fühlt.“

„Du hasst Opern.“

Kate schüttelte missbilligend den Kopf. „Du weißt genau, was ich meine.“

Jessie musste an Kates Vater und die drei Männer denken, mit denen sie verlobt gewesen war. Groß, schlank, gut aussehend und vornehm. Mit guten Manieren. „Ja, ich weiß, was du meinst.“

„Und ehrgeizig. Er muss wissen, was er will, und zielstrebig darauf hinarbeiten.“

„In Ordnung.“ Jessie dachte über Kates Vorstellungen nach. Was für ein Mist!

„Und erfolgreich. Er muss erfolgreich sein.“

„Wer soll das entscheiden? Erfolg wird von verschiedenen Menschen unterschiedlich beurteilt“, wandte Jessie ein.

„Er muss viel verdienen, und gute berufliche Aufstiegschancen besitzen“, antwortete Kate wie aus der Pistole geschossen und konzentrierte sich wieder auf ihre Liste.

„Klingt, als hätte dir das dein Vater eingetrichtert. Kommen wir doch mal zu den guten Eigenschaften.“

„Was denn noch?“ fragte Kate nach.

„Na, Sinn für Humor, Gleichberechtigung der Frau in der Partnerschaft, phantastisch im Bett. Er muss dich wie verrückt lieben.“

„Ja, richtig. Natürlich.“ Kate sah wieder auf die Liste. „Habe ich schon erfolgreich erwähnt?“

„Einige Male.“ Jessie nahm ihr den Zettel wieder ab. „Jetzt haben wir den Wundermann also beschrieben. Und was nun? Nun muss er noch gefunden werden, habe ich Recht?“

„Ja, aber das wird nicht so leicht …“

Jessie unterbrach sie. „Schon erledigt.“ Sie reichte Kate den Zettel zurück. „Behalte das. Und dann sieh dir dies hier an.“ Sie wies auf die Zeitung.

Kate blickte auf die Anzeige, die Jessie aufgeschlagen hatte. Ein gepflegter Mann stand mit einem Golfschläger auf einem Golfplatz, der aussah, als sei er mitten im Wald auf lauter Hügeln angelegt. „Komm in die Wildnis, und stell dich dem schwierigsten Golfplatz von ganz Amerika“, hieß es in der Anzeige. „Komm nach ‚The Cabins‘.“

„Ein Golfplatz? In Kentucky?“

„Da gibt es noch mehr außer Golf“, sagte Jessie. „Sie bieten auch Reiten, Wandern und andere Aktivitäten an. Es gibt sogar einen See. Du könntest nackt baden.“

Verächtlich blickte Kate sie an.

Jessie zuckte mit den Schultern. „Okay, du nicht, aber jemand, der Spaß und Aufregung sucht, könnte es tun.“ Sie beugte sich vor. „Aber das wirklich Tolle ist der Golfplatz. Sogar ich habe schon davon gehört. Die Leute zahlen ein Vermögen, um dort zu spielen. Du kannst dir vorstellen, was für Leute dort herumlaufen.“ Schmunzelnd lehnte sie sich zurück. „Ich möchte dort nicht einmal begraben werden, aber dein Traummann müsste dort gleich im Dutzend vorhanden sein. Du kannst die Augen verbinden und blind in die Menge greifen.“

„Tja, es klingt tatsächlich … interessant“, gab Kate nachdenklich zu. Aber ich …“

„Es ist ein Ziel und ein Plan“, erwiderte Jessie. „Du hast bisher alles im Leben erreicht. Also wirst du das jetzt auch schaffen.“

„Wie kommst du darauf, ich hätte alles erreicht?“ Auf Jessies verdutzten Blick hin fuhr sie fort: „Wenn ich schon am Ziel meiner Wünsche wäre, würde ich mich nicht mehr so anstrengen. Ich bin zwar erfolgreich …“

„Ich weiß schon. Du verdienst gut und hast gute Aufstiegsmöglichkeiten.“ Jessie verdrehte die Augen.

„… aber ich bin nicht glücklich. Ich will …“

Kate verstummte, und Jessie blickte sie gespannt an. Sprich es aus, dachte sie. Was willst du?

„Ich möchte eine Beziehung mit einem Mann“, sagte Kate schließlich.

„Beziehung klingt gut“, stimmte Jessie zu. „Dann mal los.“

Kate fand langsam Gefallen an der Vorstellung und sah sich bereits an der Seite eines Mannes, mit dem sie Hand in Hand einen riesigen Konzern aufbaute. „Ich möchte mit meinem Mann zusammenarbeiten, um ein Imperium zu gründen. Ich will …“

„Ein Imperium!“ Jessie konnte ihren Abscheu nicht verbergen. „Vergiss das Geschäft. Denk an dein Privatleben.“

„Das kann ich nicht. Ich kenne mich doch nur im Geschäft aus.“

„Falsch.“ Jessie atmete tief durch. „Du bist warmherzig und fürsorglich. Du kümmerst dich um die Menschen. Wenigstens hast du das früher getan.“ Sie griff über den Tisch hinweg nach Kates Arm. „Heute arbeitest du mit Leuten zusammen, die sich nur im dunklen Anzug wohl fühlen. Und deswegen gehst du immer allein nach Hause. Das ist doch unsinnig, und du hasst es.“ Aufseufzend lehnte sie sich zurück. „Ich kann nicht glauben, dass Geld und Erfolg dir so wichtig geworden sind.“

„Tja, es war nett, mit dir zu frühstücken“, sagte Kate. „Musst