Ein Mann fur alle Lagen - By Jennifer Crusie Page 0,1

„Nein, das werden wir nicht.“

„Doch“, widersprach Jessie. „Wir sorgen dafür, dass du ein bisschen mehr wie ich wirst.“

„Ich will nicht wie du sein.“ Kate musste lachen.

„Moment mal.“ Jessie richtete sich auf. „Was hast du denn dagegen?“

„Zum einen verzierst du Torten“, sagte Kate. „Zugegeben, es sind schöne Torten, aber …“

„Ich bin eine Künstlerin.“

„Du bist eine Verrückte.“ Kate lachte wieder. Aber du bist meine Freundin, und deshalb ist mir das egal.“

„Auch wenn ich verrückt bin, macht mir meine Arbeit Spaß und dir nicht. Erinnerst du dich, als du für die Behörden gearbeitet und kleinen Unternehmern auf die Beine geholfen hast? Du hast mir immer erzählt, wie glücklich dich diese Arbeit macht.“

„Ich habe damit kaum etwas verdient und hatte keine Aufstiegsmöglichkeiten.“ Kate wollte die Zeitung wieder aufnehmen, aber Jessie hielt ihren Arm fest.

„Erinnere dich an Mrs. Borden und ihre Kindertagesstätte. Oder an diesen alten Mann mit seiner kleinen Schusterwerkstatt. Und an alle anderen Geschäfte, für die du den rettenden Engel gespielt hast.“

„Du bist ja äußerst feinfühlig, Jessie. Aber ich mache heutzutage noch genau dasselbe.“ Auf Jessies skeptischen Blick hin fügte sie hinzu: „Wirklich. Es geht jetzt nur um größere Unternehmen und sehr viel mehr Geld. Ich helfe den Menschen immer noch.“

„Du hilfst den reichen Unternehmern.“ Jessie stützte das Kinn auf die Hände.

So schnell ließ Kate sich nicht aus der Ruhe bringen. ‚Also gut. Ich habe an deinem Job etwas auszusetzen und du an meinem. Können wir es nicht dabei belassen?“

„Du hast mir damals geholfen mit meinem Job“, widersprach Jessie.

„Ich konnte nicht anders, als du so jämmerlich in meinem Büro standest. Du hast in den schillerndsten Farben von deinen wundervollen Torten gesprochen.“ Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „So jemanden hatte ich noch nie getroffen.“

Jessie erwiderte das Lächeln. „Das ging mir genauso. Ich hatte noch nie eine so makellose Frau wie dich gesehen. Du sahst wie eine Statue aus. Ich dachte nur: Oh nein, ich bin beinahe bankrott, und eine Barbie-Puppe im Designerkostüm soll mir helfen.“ Ihr Blick wurde dankbar. „Und dann hast du mein Geschäft gerettet.“

„Es war es wert. Du machst wirklich die schönsten Torten der zivilisierten Welt.“

„Und der unzivilisierten Welt. Damit sind wir beim Thema: Männer.“

„Jessie“, wandte Kate ein. „Du bist doch im Umgang mit Männern noch unbeholfener als ich. Du triffst dich mit diesen ziellosen, antriebsarmen Männern, die jemanden brauchen, der sich um sie kümmert. Wie willst gerade du mir helfen?“ Sie blickte wieder in die Zeitung.

„Hör zu“, erklärte Jessie entschlossen. „Wir werden die Sache auf deine Art angehen.“

‚Auf meine Art?“

„Genau. Mit Verstand und Logik.“ Jessie verzog das Gesicht. „Davon halte ich zwar nicht viel, aber hier geht es schließlich um dich. Also, du willst heiraten, stimmt’s?“

Kate sah sie misstrauisch an. „Stimmt.“

„Also werden wir das tun, was du dein ganzes Leben lang getan hast, wenn du ein Ziel erreichen wolltest. Wir stellen einen Plan auf.“ Sie lehnte sich nachdenklich zurück. „Das wird der erste Plan sein, den ich aufstelle, aber das schulde ich dir. Immerhin hast du mein Geschäft gerettet.“

„Wenn du meinem Plan für dich gefolgt wärst, wärst du mittlerweile eine reiche Frau. Was ist aus der Geschäftserweiterung geworden?“

„Alles braucht seine Zeit.“ Jessie winkte ab. „Nach deinem Plan hätte ich schon lange keine Freude an der Arbeit mehr, sondern würde die Torten in Rekordzeit und wie am Fließband herstellen.“ Triumphierend blickte sie Kate an, doch die schien nicht beeindruckt.

„Du willst einfach keinen Erfolg haben. Stattdessen spielst du mit Zuckerkram herum und amüsierst dich.“

„Und du willst den Erfolg zu sehr. Es geht im Leben nicht nur ums Geldverdienen. Man muss sich auch amüsieren, und weil du das nicht tust, geht es dir im Augenblick so schlecht. Abgesehen davon spiele ich nicht herum. Ich bin eine Künstlerin.“

„Jessie …“ Doch Kate wurde von ihrer Freundin unterbrochen.

„Los jetzt. Wie fangen wir mit diesem Plan an?“

Aufseufzend fügte Kate sich in ihr Schicksal. Wahrscheinlich war es leichter, als sich gegen Jessie aufzulehnen. „Zuerst müssen wir die Ziele stecken.“

„Okay.“ Jessie schnappte sich einen Zettel und Kates goldenen Füller. „Also was ist dein Ziel? Den Richtigen finden und heiraten, nicht?“

„Genau.“

„Wie soll er denn aussehen, der Glückliche? Zunächst muss er reich sein.“

„Muss er nicht“, widersprach Kate. „Ich bin nicht geldgierig.“

Geduldig blickte Jessie sie an. „Dein Vater ist reich, und es wäre sicher besser, wenn dein Zukünftiger mehr Geld besitzt, als du erben wirst. Schließlich soll er dich nicht wegen deines Vermögens nehmen.“

„Wahrscheinlich erbt meine Stiefmutter ohnehin alles.“ Es sei denn, Daddy ist mit Janice als Ehefrau Nummer fünf auch nicht zufrieden, fügte sie im Stillen hinzu.

Jessie winkte ab. „Du bist nur eifersüchtig, weil sie zehn Jahre jünger ist als du. Weiter